Nie wieder nasse Füße - Zwei Alternativlösungen beim Bau von Bewegungsplätzen
Wer sich einmal mit der Thematik Paddock- oder Reitplatzbau auseinandergesetzt hat, weiß, dass es zahlreiche und in ihrer Art und Weise unterschiedliche Matten-, Platten- und Rastersysteme auf dem Markt gibt.
Jeder Betrieb oder Pferdehalter möchte mit einem möglichst geringen finanziellen Einsatz den optimalen Bewegungsplatz bauen. Doch wie findet man das richtige System und was macht einen guten Reit-, beziehungsweise Bewegungsplatz eigentlich aus?
Zunächst sollte man sich über ein paar Dinge klar werden:
- Wie ist der Untergrund beschaffen?
- Welche Nutzung ist geplant?
- Wie hoch ist das Budget?
- Stehen die passenden Arbeitsgeräte zur Verfügung, und, falls nein, zu welchem Preis lassen sie sich beschaffen?
Wird der Boden in seinem Querschnitt betrachtet, sind zwei Hauptschichten zu unterscheiden. Der Unterbau und die darauf aufliegende Tretschicht. Die Beschaffenheit der Tretschicht hängt wesentlich von der Nutzung ab (Dressur, Springen, Fahren usw.). Der Unterbau entscheidet wesentlich über die Fähigkeit, Wasser zu speichern und den Wassergehalt zu regulieren. Darüber hinaus macht der Unterbau den größten Anteil an den Kosten aus. Der Aufbau der unteren Schicht unterscheidet sich wiederum in zwei Hauptarten, die im Folgenden beleuchtet werden sollen.
Aushub und Verdichtung
Die erste Variante, wie in Abbildung 1 dargestellt, sieht vor, eine Schicht des Bodens abzutragen, gegebenenfalls einzuebnen und mit Schotter aufzufüllen. Dieser Schotter muss verdichtet werden, um die entsprechende Festigkeit zu gewährleisten. Durch die Verdichtung wird der unmittelbar darunter liegende Mutterboden gleich mit verdichtet und bildet zusammen mit dem Schotter eine wasserundurchlässige Schicht (Wassersperre).
Eine zusätzliche Drainageschicht sorgt dann für den Wasserablauf oberhalb des verdichteten Schotterunterbaus. Diese Drainage besteht in der Regel aus Kiesel. Im Gegensatz zum gebrochenen Schotter verfügt der Kiesel über runde Kanten, die sich nicht verdichten lassen. Um zu verhindern, dass sich die obere Tretschicht und der Unterbau aus Schotter und Drainage vermischen, werden in der Regel leichte Bodenrasterplatten oder ähnliche Systeme eingesetzt.
Stabilisierung durch Gitterblockplatten
Die zweite Alternative beim Unterbau (siehe Abbildung 2) kommt ohne den Einsatz von schwerem Gerät zum Aushub oder beim Verdichten aus.
Zunächst einmal wird der Boden mit Hilfe eines Frontladers nivelliert, also von Unebenheiten befreit, die mehr als einige Zentimeter groß sind. Falls der Boden sehr weich ist, kann ein wasserdurchlässiges Kunststoffgewebe verlegt werden; es verhindert das Vermischen der nun folgenden Schicht.
Falls der Boden zur Wasserundurchlässigkeit neigt (wie beispielsweise bei einem Lehmboden) oder Unebenheiten aufweist, die sich nicht durch die Nivellierung ausgleichen lassen, wird eine Drainage- beziehungsweise Ausgleichsschicht aus Rundkiesel aufgebracht. Direkt darauf werden stabile Gitterblockplatten verlegt und ebenfalls mit Rundkiesel (2 bis 8 Millimeter) oder Grobsand (0,1 bis 8 Millimeter) aufgefüllt. Für den Fall, dass auf die Kieselschicht unter den Platten verzichtet wird, können diese dann auch direkt auf den Boden beziehungsweise das Kunststoffgewebe verlegt werden. Die Schicht der Platten fungiert nicht nur als Trenn- und Tragschicht, sondern kann zusätzlich auch als Wasserspeicher genutzt werden. Plattenhersteller bieten offene und geschlossene Platten an. Eine Kombination aus beiden sorgt für einen ausgewogenen Wasserhaushalt. Sobald sich in den geschlossenen Platten eine bestimmte Wassermenge gesammelt hat, wird überschüssiges Wasser über die Lochplatten und über die zwangsgeöffneten Fugen an die Drainage oder den Untergrund abgegeben. So können keine Pfützen entstehen.
Der Wasserhaushalt der Gesamtschicht ist deshalb so enorm wichtig, weil er sich unmittelbar auf die Qualität und die Festigkeit der Tretschicht auswirkt.
Vergleich der Alternativen
Die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden vorgestellten Alternativen sind der Aushub und die Verdichtung. Zum einen verursacht der Maschineneinsatz bei Variante eins einen großen Anteil der Kosten. Zum anderen hat er weitere Konsequenzen, die nicht unmittelbar einsehbar sind. So wird durch die Abtragung der Bodenschicht und die Verdichtung der verbleibenden Erde ein komplettes Ökosystem an Mikroorganismen vernichtet. Der Boden kann nicht mehr atmen und verliert die Fähigkeit, Urin oder Kotreste auf natürliche Weise zu verarbeiten. Darüber hinaus gibt es keine Möglichkeit, den Platz ohne größeren Aufwand zurückzubauen. Bei der zweiten Alternative wird der Boden in seiner mikrobiologischen Tätigkeit nicht eingeschränkt, und die natürliche Belüftung bleibt erhalten. Der Einsatz eines Schutzgewebes verhindert das Einsinken und Vermischen von Kieseln mit dem Baugrund. Er lässt sich somit rückstandsfrei wieder abtragen. – Im Fall von Pachtgrund ein wichtiges Argument.
Gesundheit hat oberste Priorität
Für jeden Züchter, Betrieb oder privaten Pferdehalter ist das Pferd nicht nur ein Partner, sondern stellt auch eine gewisse Investition dar. Darum sollte beim Bau von Bewegungsplätzen immer die Gesundheit (Gelenkschonung) der Pferde im Vordergrund stehen. Gelenkschonend sind die Reitplätze, die am ehesten einen federnden Wiesenboden imitieren. Sie bieten optimale Trainingsbedingungen. Durch den Verzicht auf die Bodenverdichtung wird die zweite Alternative diesen Anforderungen am ehesten gerecht. Darüber hinaus trägt der unverdichtete Boden zum ökologischen Gleichgewicht und somit zur natürlichen Sauberkeit der Umgebung bei. Der entscheidende Faktor ist die Verwindungssteifigkeit der verwendeten Gitterblockplatten und deren Stabilität. Sie sorgen dafür, dass keine schleichende Verdichtung einsetzt und dass die punktuelle Bodenbelastung durch die Pferde von bis zu 2 Tonnen über eine große Fläche verteilt und abgefedert wird. Wer bei diesem zentralen Bodenbestandteil spart, tut dies an der falschen Stelle. Billigplatten, die die geforderten Eigenschaften nicht in dem erforderlichen Maße haben, führen nicht zu den gewünschten Vorteilen. Außerdem ist es wichtig, die Kosten nicht aus dem Blick zu verlieren. Um verschiedene Systeme preislich zu vergleichen, muss man alle anfallenden Kosten berücksichtigen, neben den Plattenpreisen auch die Kosten für Schotter, Kiesel und Erdbewegungen, die zu einem Gesamt-Quadratmeterpreis führen.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt: Qualität bei den Platten führt zu einer längeren Lebensdauer des Platzes.